Das Problem
Warum eigentlich nicht?
Das Soundman OKM II
Selbstgebastelter Kunstkopf
Erfahrungen mit dem OKM II
Speicherhardware
Soundbeispiel
Es begab sich zu einer Zeit, dass ich ein Konzert unseres Kirchenchores mitschneiden sollte (naja, wollte, es war ja meine Idee). Es ergab sich nur die Frage: Wie? Da ich selbst als Chormitglied auf der Bühne stehen würde, und ich so auf Anhieb niemanden hatte, der a) in der Lage war, Aufnahme-Equipment zu bedienen, und b) zum Termin Zeit hatte, und außerdem die Platzverhältnisse es verboten, eine Mehrkanal-Anlage mit entsprechend vielen Mikros (8 wären das mindeste gewesen) aufzubauen, war guter Rat Konrad. Ein Kollege, mit dem ich das Problem diskutierte, brachte mich dann auf die Idee: "Das Ideale wäre ein Kunstkopf", grummelte er vor sich hin, "ich würde Dir dann meine USB-Soundkarte leihen, die stopfste in Dein Notebook und fertig." Soweit die Theorie ...
Eine schnelle Recherche im I'net ergab, dass diese alte 70er-Jahre-Technik durchaus noch lebendig ist, ein Sennheiser-Kunstkopf entschwand gerade bei Ebay für 120.- EUR, und Mikros, die man einem Kunstkopf umhängen könnte, gab es dort auch reichlich. Allerdings überzeugten die mich aus verschiedenen Gründen nicht wirklich. Dann allerdings stolperte ich über die Soundman OKM. OKM steht für Originalkopfmikrofon und meint, dass Du diese Dinger zur Erzeugung des Kunstkopfeffektes beim Abhören zur Aufnahme Dir in die eigenen Ohren stopfen kannst, ähnlich einem Walkman- oder MP3-Player- Kopfhörer. Ich bestellte dann ein OKM beim Versandhandel mp3-player.de, was sich allerdings als ausgesprochen schlechte Idee herausstellte: Trotz einer zugesicherten Lieferzeit von 2-3 Tagen und einem telefonischen Versprechen nach 5 Tagen, dass die Ware noch am Tage des Gesprächs rausgehen würde, war nach 2 Wochen und am Tag der Generalprobe, die ich für einen Soundcheck nutzen wollte, das OKM immer noch nicht da. Eine zweite Nachfrage ergab nach einigem Bohren, dass sie das Teil überhaupt nicht am Lager hatten. Ziemlich dicker Hund. Also, Finger weg von mp3-player.de, es sei denn, Ihr wollt Euch mal ordentlich ärgern. Ich habe das Mikro dann bei PPC in Hannover gekauft. Hätte ich man gleich machen sollen ...
Egal, ich hatte es. Was ich für 185.- EUR bekam, war dies:
Die durchaus edle Holzschatulle | Das samtausgeschlagene Innenleben | Das Mikrofon | Der A3-Adapter |
Zusätzlich im Lieferumfang, hier nicht so direkt zu sehen:
Und so sieht das OKM an Detis originalem Kopf aus.
Hübsch unauffällig, allerdings war das nicht meine Intention. So ausgerüstet,
solltest Du Dich nicht während der Aufnahme bewegen, und hüsteln oder sprechen solltest
Du grad gar nicht. Das ist alles drauf auf der Aufnahme ...
Deswegen wollte ich ja einen Kunstkopf haben. Als erstes musste es ein Styropor-Kopf tun, auf dem normalerweise Perücken und Hüte aufbewahrt werden. So etwas gibt es für 10.- EUR in der Perücken-Abteilung des Kaufhauses. Mit einem 13er Bohrer wurden von Hand links und rechts am Kopf Löcher für das OKM gebohrt, und aus Pappe wurden Ohrmuschel-Attrappen angeklebt. Ok, ich gebe zu, die Ohren sind mir etwas hoch gerutscht ...
"Paula" im Originalzustand | Bereit zur Aufnahme. |
Die normale OKM II Version, die ich habe, reagiert ein wenig empfindlich auf Aussteuerungsspitzen, will heißen, wenn Du über 0 db gehst, verzerrt es. Die Rock-Version soll sich da nicht so anstellen.
Der A3-Adapter ist auf jeden Fall empfehlenswert. Im Grunde ist das nichts anderes als eine Phantomspeisung (das OKM ist ein Kondensator-Mikro), die Du brauchst, wenn Du das Mikro mit Line-In verbinden willst. Warum Line-In? Ganz einfach: Über den Micro-Eingang des Notebooks bekommst Du keine Stereo-Aufnahme. Bei den meisten Rechnern jedenfalls nicht, und auch nicht über die Trust SC-5500. Es ist dann nur ein Mikro aktiv. Außerdem hat der Adapter noch zwei Zusatzfunktionen:
Grundsätzlich bieten sich mehrere Medien zum Speichern der Aufnahme an:
Ein Notebook sollte folgende Spezifikationen haben:
So, und nun wollt Ihr wahrscheinlich noch hören, wie sowas klingt ... Ok, setzt die Kopfhöhrer auf, sonst habt Ihr den Effekt nicht, und los. Ein paar Bemerkungen noch vorher: Der Kunstkopf stand mittig im Gang zwischen den Sitzreihen in Höhe der 4. Reihe, dann folgte das Kammerorchester, von dem hier nur die 1. Geige und das Cembalo spielt (letzteres kommt allerdings nicht wirklich gut durch, es war suboptimal platziert, aber es ging nicht anders), dann der Chor. Wir hören aus dem Stück "Jesus bleibet meine Freude" von Johann Sebastian Bach die zweite Strophe, dargeboten vom Kirchenchor der Martin-Luther-Gemeinde zu Ehlershausen.
Soundbeispiel Soundman OKM II auf Kunstkopf
Noch ein Beispiel: Ein Morgen im Garten. Verschiedene Vögel manifestieren sich hier, zwar nicht so viele wie sonst üblich (ist halt schon Mitte September), eine Fliege sumselt vorbei (bei 0:05), ich hacke noch ein wenig links hinten auf dem eingebauten Mousepad des Dell Latitude herum (0:06-0:15). Autos fahren auf der Straße im Hintergrund, ein Zug fährt vorbei (bei 2:30), ein Vogel flattert nah am Mikro vorbei (bei 2:42). Das latent zu hörende rhythmische Klappern ist die IBM-Festplatte des Latitude. Wir schließen daraus:
Soundbeispiel 2 Soundman OKM II auf Kunstkopf