Wir flicken Risse im Didgeridoo


Das haben wohl viele schon einmal erlebt: Ein Riss! Arrgghh ... Und das im Lieblingsinstrument ... :-( Konsequenz: Das Ding spielt nicht mehr richtig. Und nun? Große Katastrophe? Feuerholz? Mitnichten. Oberste Direktive: Ruhe bewahren. Und dann mal anschauen, was passiert ist.

Wie kann das passieren?

Risse im Didgeridoo können viele Ursachen haben:

Was also tun?

Wir haben verschiedene Möglichkeiten der Reparatur, abhängig im Wesentlichen von der Größe des Risses:

Je nach Beschaffenheit des Risses empfiehlt sich u.U. auch, die Enden des Risses mit einem kleinen Bohrer (2 mm oder so) abzubohren, um die Spannung an dieser Stelle aus dem Material zu nehmen und so den Riss am Wachsen zu hindern. Dies empfiehlt sich besonders bei Bambusrohren.

Im folgenden beschreibe ich die Reparatur eines Eukalyptusinstrumentes, das ein Kollege aus Australien mitgebracht hatte, Typ: besseres Touri-Instrument, Tonart ungefähr D#.

Vorgeschichte

Das Instrument wurde während der Kaufverhandlungen intensiv bespielt, war also gut feucht. Und dann? Verkäufer: "Oh, you're leaving tomorrow? Ok, I'll wrap it up for you ..." Es wurde schön dicht in Plastikfolie eingewickelt und am nächsten Tag in den Frachtraum eines Jumbojets gepackt. Irgendeine Idee, welche Temperaturen während des Fluges im Frachtraum eines Jets herrschen? Eben ... Konsequenz: Als das Instrument in Hannover vom Flughafen geholt wurde, waren drei fette Risse im Bellend. Nun, ein Riss im Bellend ist noch nicht gar so schlimm, aber es kam noch übler: Das Rohr fiel, an eine Wand gelehnt, um ... Ergebnis: Mehrere Risse im Mundstückbereich. Merke: Wer Didgeridoos an die Wand stellt, wird mit Rissen nicht unter 15 cm bestraft. Eine Voruntersuchung ergab, dass die Wandstärke im Bereich aller Risse sehr gering war.

Didge-Reparatur Didge-Reparatur Didge-Reparatur Didge-Reparatur
Risse am Mundstück Risse am Mundstück Das Mundstück selbst
hatte auch was abbekommen
Riss am Bellend
Didge-Reparatur Didge-Reparatur Didge-Reparatur
Riss am Bellend Riss am Bellend Risse am Bellend von innen
Tja, so sah das aus. Meine Finger bezeichnen jeweils das Ende des Risses.

Los geht's

Ich hatte lange überlegt, wie angesichts der Risse am besten vorzugehen wäre, es ist halt jeder Riss anders. Zuerst hatte ich darüber nachgedacht, die Risse mit einem Dremel vorsichtig etwas aufzufräsen, um sie dann mit "Holzzement" zu verfüllen. Zumindest bei einem Riss verbot sich das aber von selbst, da er quer durch die Wandung verlief (rechts unten auf diesem Bild, unten auf diesem). Die Sekundenklebermethode erschien auch nicht sinnvoll, da die Risse doch recht breit angelegt waren. Andererseits liefen fast alle Risse in sehr feinen, kaum sichtbaren Haarrissen aus, die zum Teil nur unter der Lupe sichtbar waren. Ich entschied mich also für eine "Hybridlösung": Den breiten Bereich der Risse würde ich konventionell mit Leim kleben, die übriggebliebenen Haarrisse mit Sekundenkleber. Der Kleber für diesen speziellen Zweck muss dünnflüssig sein, da die Risse, besonders nach dem Zuleimen, sehr dünn sein würden und der Kleber die Risse auch ausfüllen sollte. Für andere Risse, die vielleicht etwas dicker sind, könnte auch ein etwas dickflüssigerer Kleber zum Einsatz kommen. Bei Conrad z.B. (nach Sekundenkleber suchen) gibts für jeden Zweck etwas. Persönlich bevorzuge ich die Hausmarke "Ropid". Ist halt relativ günstig, und eventuell braucht man ja auch etwas mehr davon ...

Ich bog die Risse ganz vorsichtig etwas weiter auf, um dem Leim Gelegenheit zu geben, den Riss gut auszufüllen. Leim, der irgendetwas mit "Express" oder "extraschnell trocknend" im Namen führt, ist hier ungeeignet. Bei allen Rissen habe ich ca. 10 Minuten gewartet, bis der Leim im Riss verschwunden war. Für die Fixierung hatte ich mir Didge-ReparaturSchlauchschellen in verschiedenen Größen besorgt. Eine Fixierung der Risse zum Beispiel mit Schraubzwingen ist absolut ungeeignet, allein schon weil durch den auf zwei relativ kleine Stellen ausgeübten Druck erhöhte Bruchgefahr besteht, und die richtige Platzierung der Zwinge sehr schwierig ist. Um die Bemalung nicht durch die Schlauchschellen zu zerstören, legte ich Papiertücher um das Rohr und zog die Schlauchschellen vorsichtig an, bis der Leim aus den Klebestellen quoll. Er sollte außen und innen herausquellen, dann kann man sicher sein, dass er den Riss komplett benetzt hat. So ließ ich die Klebestellen 2-3 Tage durchtrocknen.
Nun hatte ich noch das Problem der Haarrisse. Ich ließ dünnflüssigen Sekundenkleber in die Risse laufen. Wenn zu sehen war, dass der Kleber in den Riss gelaufen war, kam die nächste Fuhre rein, so lange, bis der Kleber außen am Rohr stehen blieb. Jetzt wird gar nichts weiter gemacht, es wird nur gewartet, bis der Kleber von selbst aushärtet. Das dauert wieder so 1-2 Tage.

Nun war das Rohr schon wieder dicht, und ich hatte noch die Spuren der Arbeit zu beseitigen. Hier musste dann doch die Bemalung etwas dran glauben. Zuerst mit gröberem Schleifpapier (Körnung ca. 100) nahm ich die überstehenden Kleberreste weg, anschließend wurde mit feinem Schleifpapier (Körnung 400) das Finish erledigt. Von den Klebestellen war kaum noch etwas zu sehen, nur die Bemalung war an den Schleifstellen leider weg. Das konnte mit Erdfarben ausgebessert werden, da die Risse zum Glück in der flächigen Bemalung aufgetreten waren.
Zum guten Schluss wurde noch das Mundstück repariert (es sollte Wachs bleiben).

Nun klang das Instrument auch wieder recht gut (Kunstkopfaufnahme, best heard with headphones) ...

Leider habe ich vergessen, Fotos vom Ergebnis zu machen. Vielleicht kann ich das ja mal nachholen ...

2b continued ...


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