Frauen und Didgeridoo - ein immer wieder kontrovers diskutiertes Thema. Ist es ungesund für Frauen, Didgeridoo zu spielen? Werden sie davon gar unfruchtbar? Ist es bei den australischen Ureinwohnern, immerhin den "Erfindern" und traditionellen Hütern dieses wunderbaren Instruments, sogar verboten, dass Frauen ein Didge überhaupt berühren? Das sind so die Fragen, die immer mal wieder auftauchen, und die bisweilen auch gar nicht als Fragen erscheinen, sondern eher schon als Postulat.
Ich fühle mich nicht berufen, diese Fragen zu beantworten. Ich bin kein Mediziner, also kann ich nicht sagen, ob Didge-Spielen für Frauen ungesund ist, oder ob sie davon unfruchtbar werden. Persönlich glaube ich allerdings, dass es Quatsch ist. Und - wenn Frauen angeblich vom Didgen unfruchtbar werden, werden Männer dann u.U. impotent? Ist genau so ein Quatsch IMHO.
Und die Ureinwohner selbst? Ich erlebte Michael Anderson, australischer Ureinwohner, studierter Jurist und Historiker, unermüdlicher Kämpfer für die Rechte der Ureinwohner, und Sprecher des Volkes der Nyoongar Ghurradjong Murri von der Euahlayi-Nation im Nordwesten von New-South-Wales, bei einem Vortrag während des "Australien2000-Events" in Bonn. Aus dem Publikum auf die "Frauenfrage" angesprochen, antwortete er fast wörtlich: "Ich bin erschrocken, eure Frauen Didgeridoo spielen zu sehen, aber ich muss es akzeptieren. Zu Hause hätte ich kein Problem, einer Didgeridoo spielenden Frau das Instrument über den Kopf zu ziehen." Starker Tobak, wie ich finde. Wir sollten hierbei aber im Kopf behalten, dass New South Wales im Südosten Australiens liegt, in einer Gegend also, in die das Didgeridoo auch erst Mitte des 20. Jahrhunderts kam.
Vor ein paar Tagen wurde ich auf einen Artikel der Anthropologin und Musikethnologin Linda Barwick von der Universität Sydney gestoßen, die u.a. genau zu diesem Thema mit Ureinwohnern im Norden Australiens, der eigentlichen Heimat des Didgeridoos, diskutiert hatte, und da klang die Sache schon ganz anders: Frauen sei es nicht erlaubt, bei öffentlichen Anlässen, also Zeremonien u.ä., zu spielen, für den "Hausgebrauch" aber sei es schon erlaubt, und es werde auch praktiziert. Auf vielfachen Wunsch habe ich diesen Artikel ins Deutsche übersetzt.
Und schließlich ist eine Didgeridoo spielende Frau in Europa absolut nichts ungewöhnliches mehr, siehe die niederländische "Mother of Didgeridoo" Lies Beijerinck, die Britin Rachel Tighe, Tanya Gerard von Inlakesh und "Didgewoman" Dörte Schlüter, um nur einmal ein paar der Bekanntesten zu nennen.
Michaela Laux (BTW auch Didgeridoo-Spielerin) von der Deutschen Interessengemeinschaft Didgeridoo (DIDG) sammelt derzeit Material zum Thema "Frauen und Didgeridoo". Wenn Du etwas Interessantes hast, maile sie ruhig mal an.
DMU 11/2006