Wir tunen ein Didgeridoo

Unter dem Tunen eines Didges verstehen wir, das Instrument auf einen genau definierten Grundton zu bringen. Hier und heute beschreibe ich, wie man ein Instrument auf einen höheren Ton bringt. Ein tieferer Ton ist auch möglich, nur ist die Vorgehensweise eine andere. Das beschreibe ich vielleicht später mal.

Wir brauchen ...

Die Ausgangsbasis

Im November 2005 fand ich bei PPC ein Didgeridoo in Eb, von Klaus König aus Wathlingen aus einem Erlenstamm erbaut. Nun brauchte ich aus verschiedenen Gründen kein Eb, sondern ein E. Kommentar des Verkäufers: "Warum brauchste denn unbedingt ein E?" "Weil ich in einer Gruppe spiele (für die, die es noch nicht wissen: Balanda), und wenn mein Mitspieler in E spielt, kann ich nicht in Es spielen." Sagt der doch glatt: "Dann musste eben inner Feuerwehrkapelle spielen, die spielen meistens in Es!" Hmpf. Naja, der Schalk blitzte aus seinen Augen, er meinte es wohl nicht ganz so ernst.

Vorgehensweise

Ein Didgeridoo in eine höhere Tonart zu bringen, ist nicht das große Problem: Absägen, und gut. Man muss nur wissen, wo, und wieviel. Wo ist schnell erklärt: Auf keinen Fall am Bell-End. Das Bell-End dient in aller Regel hauptsächlich zur Verstärkung des Gesamt-Tones, mit der Tonbildung an sich hat es nicht viel zu tun, jedenfalls dann nicht, wenn wir es nicht mit einer rein zylindrischen Ausformung der Bohrung zu tun haben. Wenn ich also ein Stück vom Bell-End absäge, wird das an der Tonhöhe nicht viel ändern. Eigentlich ist das Ergebnis kaum vorhersagbar. Ort der Wahl für die Sägeaktion ist also das Mundstück.

Wieviel denn nun?

Das ist die große Frage, und die Antwort ist heute mal nicht 42, sondern sie hängt vielmehr von verschiedenen Faktoren ab:

In meinem Fall war die Ausgangstonart ein Eb, herauskommen sollte ein E. Die Bohrung war 3 cm, und sie war im wesentlichen zylindrisch. Mein Tonarten-Rechner (den ich auch irgendwann mal online stellen werde) sagte mir, dass der Unterschied 6.5 cm sei. 6.5 cm müssen also weg. Wobei ich allerdings streng empfehle, im ersten Ansatz etwas weniger abzusägen und erst einmal zu testen, wie das mit der Tonhöhe aussieht. Noch ein Stück absägen kann ich immer, wieder verlängern wird schwieriger.

Nun aber ...

Wie gesagt, erst mal sägen wir etwas weniger ab. Zunächst zeichnen wir uns mit dem Bleistift an, wo wir sägen wollen, und zwar um den ganzen Umfang, damit wir hinterher nicht zu kreuz und quer durch die Gegend sägen, sondern einen einigermaßen geraden Schnitt hinbekommen. Das machen wir, indem wir das Rohr an einem Ende fixieren (z.B. das Bell-End gegen die Wand halten), den Bleistift irgendwo fixieren, an das Rohr halten, und das Rohr einmal um 360 o um die Längsachse drehen. An diesem Bleistiftstrich sägen wir nun entlang. Wir schleifen die Schnittfläche einigermaßen gerade, setzen ein neues Mundstück auf, et voilà ... Ok-ok-ok, wir befestigen das Mundstück erst einmal provisorisch und prüfen, ob wir den gewünschten Ton erwischt haben ...
In meinem Fall war es nun so, dass ich das Mundstück, das eigentlich sehr schön war, behalten wollte. Deshalb setzte ich zwei Schnitte: Einen kurz unterhalb des Mundstücks, und einen 6.5 cm von hier entfernt. Die Schnittflächen gerade geschliffen (diesmal nicht nur einigermaßen, sondern möglichst exakt), den Innendurchmesser des Mundstücks an den Innendurchmesser des Rohres angepasst, und das Mundstück wieder aufgeleimt.
Als nächstes wird der Rand beigeschliffen, gute Dienste hierbei leistet mal wieder mein Bosch Prio (ein Akkuschleifer, nicht billig, aber sein Geld allemal wert). Die Vorgehensweise ist klar: Erst mal schruppen mit einem groben Schleifblatt (40er z.B.) bis kurz vor bündig, dann mit einem 80er bündig schleifen, mit 180er die Schleifriefen entfernen, und schließlich mit 320er oder 400er richtig glatt schleifen, wie den sprichwörtlichen Kinderpopo. Lass Dir beim Schleifen Zeit, Hopplahopp-Schleifaktionen sind meistens hinterher auch als solche erkennbar ...

Finish

Wie oben schon mal angedeutet, hängt das Finish von Deinen persönlichen Vorlieben und/oder von dem Finish des Instrumentes ab. Ich wusste nicht, was der Erbauer mit dem Instrument gemacht hatte. Normalerweise wachst er die Instrumente von außen, aber vom Feeling her war ich mir nicht sicher, ob das bei diesem Instrument auch geschehen war. Also entschloss ich mich, das gesamte Instrument abzuschleifen und neu mit Bienenwachs-Lasur einzupinseln. Wobei pinseln nicht ganz richtig ist, da ich mittlerweile lieber einen Baumwollballen für diese Arbeit verwende. Das Ergebnis ist einfach schöner. Egal aber, welches Werkzeug man nimmt, wichtig ist, dass der Lack bzw. die Lasur stets in Richtung der Faser aufgetragen wird. Nun muss der erste Auftrag erst einmal gut durchtrocknen, 24 Stunden sind in der Regel ein guter Wert. Dann wird das Holz noch einmal beigeschliffen, da sich durch den ersten Lackauftrag die Fasern des Holzes noch einmal aufgestellt haben. Ein 320er oder 400er Schleifpapier ist hier wieder erste Wahl. Anschließend kommen noch zwei Anstriche drauf (hier muss jetzt nicht mehr geschliffen werden, aber trocknen sollte es schon), und dann ist das Projekt fertig.


Didge tunen 1 Didge tunen 2 Didge tunen 3 Didge tunen 4 Didge tunen 5
Schon mal abgeschnitten Tut ja irgendwie auch ein wenig weh ... Die Kante muss natürlich weggeschliffen werden Kanten schleifen mit dem Bosch Prio Auftrag der Lasur mit Baumwollballen


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